My Way - Interview mit Stefan Schreieder

My Way - Interview mit Stefan Schreieder

Als Jugendlicher war Stefan Schreieder bei der Carving-WM dabei, gewann aber auch den Bundeswettbewerb für Mathematik. Warum letztlich Mathe das Rennen machte, erklärt der 33-jährige Hochschulprofessor für Algebraische Geometrie.

Herr Schreieder, Sie wurden mit nur 29 Jahren Professor an der Ludwig- Maximilians-Universität (LMU). Waren Sie schon immer ein Überflieger?


Stefan Schreieder: Als ich ins Gymnasium kam, waren meine Noten nicht sonderlich gut. Für mich war vor allem der Sport interessant. Ich bin in der Nähe der Alpen aufgewachsen und war viel auf der Piste: Riesenslalom und Carving. 2005 war ich auch bei der Carving­WM mit dabei.


„Ich musste knobeln, in alle Richtungen denken.“


Wie kam es zum Wandel?


In der 12. Klasse sagte mein Mathelehrer, wer die erste Runde im Bundeswettbewerb besteht, müsse keine Facharbeit schreiben. Das war mein Ansporn. Beim Wettbewerb ging es plötzlich um Aufgaben, bei denen es für die Lösungen keine Grenzen gab. Ich musste knobeln, kreativ werden und in alle Richtungen denken. Das fand ich sehr spannend. Ich habe nächtelang daran getüftelt, bis ich es in die zweite Runde schaffte.


Und deshalb haben Sie die Piste gegen Mathe-Bücher eingetauscht?


Carving ist eher eine Randsportart.  Und Mitbewerber, die direkt in den Alpen wohnten, hatten einen Vorteil, weil sie noch mehr trainieren konnten als ich. Auch mein Körperbau war nicht ideal — ich war zu leicht. In der Mathematik spielt all das keine Rolle. 


Dann machten Sie in drei Jahren Ihren Master in Mathe, waren danach am Trinity College in Cambridge ...


Genau. Aber das Tempo meines Studiums lag vor allem daran, dass ich schon viel von der Fachliteratur kannte. So konnte ich mich früh mit eigenen Forschungen beschäftigen, was dann auch einer der Türöffner für Cambridge war. 


Was raten Sie jungen Talenten?


Sich auf das zu stürzen, was Freude macht. Und auf jeden Fall schon während der Schule bei Jugend forscht oder anderen Bundeswettbewerben mitzumachen. Das bietet neue Denkanstöße und spielerischen Wettbewerb. Und: dranzubleiben.


War Ihr junges Alter mal ein Problem?


Nein, ganz im Gegenteil: Ich bin an den Studenten noch vergleichsweise nah dran, derzeit übrigens an der Leibniz Uni in Hannover, wo ich aktuell nach meiner Zeit in München lehre.